philharmonisches orchester riehen
 

Philharmonisches Orchester Herbstkonzert mit Arutjunjan und Brahms in ganz speziellen Rahmen

Glanzauftritt unter erschwerten Bedingungen

Mit einem Trompetenkonzert von Arutjunjan und einer Serenade von Brahms kehrte das Philhamonische Orchester Riehen nach dem ausgefallenen Frühlingskonzert ins Kulturleben zurück.

Es war ein ganz besonderer Rahmen, in welchem das Philharmonische Orchester Riehen am vergangenen Sonntag im Grossen Saal des Landgasthofs Riehen auftrat. Auf der Bühne sass für einmal nicht das ganze Orchester. Dort waren nur die Bläser und die Schlagwerker platziert. Die Streicher sassen sozusagen eine Etage tiefer vor der Bühne. So konnten die Sichersheitsabstände gemäss dem speziellen Corona-Schutzkonzept, das die Orchesterverantwortlichen für dieses Herbstkonzert erarbeitet hatten, eingehalten werden. Dazu gehörte auch, dass alle Orchestermitglieder ausser Bläser und Dirigent eine Schutzmaske trugen und dass auch das Publikum Masken aufgesetzt hatte. Das Publikum hatte weniger Platz und die Bestuhlung war lockerer - so passen rund 150 Gäste in den Saal, während die Riehener Konzerte normalerweise von rund 250 Gästen besucht werden.

Was das Orchester unter diesen nicht ganz einfachen Bedingungen ablieferte, war ganz einfach grandios und wohl die beste Leistung, die es in seiner bisherigen Geschichte abgeliefert hat. Das seine dazugetan hat sicher auch das Programm. Das Konzert für Trompete und Orchester aus der Feder des armenischen Komponisten Alexander Arutjunjan (1920-2012) mit den vier Sätzen Andante, Allegro energico, Meno mosso und Allegro ist einerseits melodiös, abwechslungsreich und voller Stimmungen, bietet andererseits aber auch dem Solisten an der Trompete, im Wechsel mit anderen Instrumenten, die zeitweise die Melodieführung übernehmen, Gelegenheit, sich so richtig auszuleben. Dies tat Simon Lilly, der australische Trompeter, der seit 2002 Mitglied des Kammerorchesters Basel ist und unter anderem auch an der Musikschule Riehen unterrichtet. Mit seinem temperamentvollen wie gefühlvollen, exakten und virtuosen Spiel interagierte er sehr gut mit den Orchestermitgliedern, die ihrerseits behutsam auf ihn eingingen, so dass die gemeinsame Freude bei aller Konzentration auch für das Publikum spürbar wurde. Nicht umsonst erhielt das Orchester schon für diesen ersten Teil des Programms lange anhaltenden, tosenden Applaus, worauf eine Zugabe folgte.

Das zweite Werk des Abends, die Serenade Nr. 1 in D-Dur opus 11, die Johannes Brahms in jungen Jahren geschrieben hatte, war eigentlich für das Frühjahrskonzert vorgesehen gewesen, das wegen der aufkommenden Corona-Krise ziemlich kurzfristig hatte abgesagt werden müssen. Dem Frust der Absage folgte ab Juni eine zweite, vertiefte Beschäftigung mit der Komposition, die Brahms ursprünglich für eine kleine Besetzung, dann für Kammerorchester und erst später für ein grosses Orchester arrangiert hatte. «Die Tatsache, dass wir in einem grossen, sakralen Raum im Haus der Freien Evangelischen Gemeinde mit weiten Abständen zu proben hatten, hat uns gelehrt, noch intensiver auf den Dirigenten zu achten und hat uns das Spiel auf der Bühne am Ende erleichtert, weil wir beim Proben unter schwierigen Bedingungen zu spielen hatten als beim Auftritt», sagt OrchesterpräsidentinKatrin Mathieu. Und es war wohl auch dieses Problem unter schwierigen Bedingungen, das es den Muskerinnen und Musikern erlaubt hat, noch mehr als sonst als Einheit aufzutreten und eine natürliche Lockerheit auszustrahlen.

Es war ein Vergnügen, dem inspirierten Spiel der Orchestermitglieder zu folgen und den Draht zu spüren, den Dirigent Jan Sosinski mit seinem Charme und seiner musikalischen Begeisterung zu den Musikerinnen und Musikern aufgebaut hat, darunter bemerkenswert viele auch jüngere Orchestermitglieder. Nach Abschluss des sechsten Satzes steigerte das Publikum den Applaus bis zum Stampfen und erhielt nochmals eine Zugabe

Ertmals war dieses Konzert übers Internet im Livestream zu emfangen. Das habe zwar eine Stange Geld gekostet, räumt Katrin Mathieu ein, doch einerseits habe man nun erstmals ein Dokument in Bild und Ton von einem Orchesterauftritt und andererseits sei dies quasi Plan B gewesen, falls kurzristig doch kein Publikum zugelassen worden wäre. So hätte man immerhin noch über Livestream für ein Publikum spielen können. Den Livestream, der kurzfristig für 10 Franken angeboten worden war, nutzten schliesslich 24 User.

Am Ende sprach Konzertmeisterin Brigitte Kassubek dem Dirigenten und den verschiedenen Vereinsverantwortlichen ein herzliches Dankeschön aus. Und bald beginnt die PLanung für das nächsete Projekt. Am 20. März in der Theodorskirche und am 21. März im Landgasthof spielt das Orchester im Frühling 2021 Mozarts Klavierkonzert in A-Dur KV488 und Beethovens Sinfonie Nummer 5 in c-Moll opus 67.

Rolf Spriessler-Brander

Riehener Zeitung vom 25. September 2020

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