philharmonisches orchester riehen
 

Modern und klassisch

Grenzach-Wyhlen/Riehen. Bei seinem Herbstkonzert wartet das Philharmonische Orchester Riehen mit einem besonderen Programm auf. Mit der Uraufführung eines Auftragswerkes beschritt das Orchester erfolgreich einen Weg, der nicht ohne Risiken war. Aber der Erfolg zeigte, dass Orchesterleiter Jan Sosinski das richtige Gespür hatte.

Neben den beiden Konzerten am vergangenen Samstag in der Martinskirche Basel und am Sonntag im Landgasthof Riehen fand wie schon mehrmals eine öffentliche Generalprobe in der katholische Kirche St. Michael in Grenzach statt. Diese wird hier besprochen.

Neben dem Orchester unter der bewährten und umsichtigen Leitung von Jan Sosinski trat in dem Programm die überragende Solistin Stéphanie Meyer, Violoncello, auf.

Am Anfang des Konzerts stand die Uraufführung „Wilhelmus & Helvetia – sinfonische Reminiszenzen“ von Alexander Sloendregt auf dem Programm. „Die Musik wird erst erschaffen, wenn sie erklingt“, sagte der Komponist in einer längeren Einführung in sein Werk. Den Auftrag zu der Komposition hatte Louise Vorster-Versteeg erteilt, die im Orchester als Kontrabassistin mitwirkt. Vorster-Versteeg stammt aus den Niederlanden, und so wünschte sie sich, dass ihre alte und ihre neue Heimat, die Schweiz, musikalisch verwoben werden. Alexander Sloendregt griff diese Anregung gerne auf und verarbeitete unter anderem die Niederländische Nationalhymne, die Basler Hymne und den Wettstein-Marsch in seiner Komposition. Das 14 Minuten lange Werk ist gemäßigt modern. Serielle Musik kommt nicht zum Einsatz. Immer wieder sind lyrische Passagen eingestreut. Die Röhrenglocken im Orchester übernehmen dabei wichtige Akzente.

Von der Moderne ging es in die Anfänge der Wiener Klassik. Die Sinfonie g-moll KV 183 komponierte Wolfgang Amadeus Mozart als 17-jähriger in Salzburg. Diese Sinfonie lässt den von Mozart gewohnten galanten und unterhaltsamen Stil vermissen. Sie ist ausdrucksstark und sowohl in den Harmonien als auch im Rhythmus durchaus modern. Recht dicht und klangstark beginnt das Werk. Die Musik wirkte sogar schwerfällig. Der zweite Satz „Andante“ beeindruckte mit Klangschönheit. Gerade bei diesem Satz merkte man die große Umsicht, mit der Jan Sosinski das Werk einstudiert hatte. Dadurch konnte das Philharmonische Orchester Riehen die klangschönen Melodien und Phrasen eindrucksvoll ausmusizieren. Die für diese Sinfonie erforderliche differenzierte Dynamik setzten die Musiker dabei mustergültig um. Auch der dritte Satz „Menuetto“ profitierte von der guten Einstudierung. Fulminant steigerte sich der Klang dann im abschließenden „Allegro“.

Als Sensation des Konzerts empfahl sich die Kanadische Cellistin Stéphanie Meyer. In dem Konzert für Violoncello und Orchester h-moll op. 104 von Antonín Dvorák entfaltete die Solistin eine musikalische Energie und Kraft, die so nur selten zu erleben ist. Das Werk gehört zu den ganz großen Cello-Konzerten der Musikliteratur. Dabei übernimmt das Orchester mehr als nur die Funktion des Begleiters. Schöne Passagen der Holz- und Blechbläser bereichern öfter das Musikerleben. Aber immer wieder zog Stéphanie Meyer mit ihrer Intensität und ihrem künstlerischen Ausdruck die Zuhörer in ihren Bann.

Die Oberbadische vom 26. September 2016


URAUFFÜHRUNG Philharmonisches Orchester Riehen spielte Sloendregt, Mozart und Dvořák

Holländisch-schweizerischer Abend mit slawischem Gefühl

Nachdem das Philharmonische Orchester ein Werk seines Mitglieds Alexander Sloendregt uraufgeführt hatte, trug es mit Solistin Stéphanie Meyer als Höhepunkt Dvořáks Violoncello-Konzert vor.

Es ist kein einfaches, aber doch ein faszinierendes Werk, das Alexander Sloendregt im Auftrag seiner Orchesterkollegin Louise Vorster-Versteeg geschrieben hat. «Wilhelmus & Helvetia» heisst die knapp viertelstündige «sinfonische Reminiszenz», die der 1973 in Adliswil geborene Komponist, der in Dornach lebt und im Philharmonischen Orchester Riehen seit Längerem am Fagott mitwirkt, geschaffen hat, und die am vergangenen Sonntag im Saal des Landgasthofes Riehen zur Uraufführung gelangte. Die gebürtige Holländerin Louise Vorster-Versteeg, die nun seit 50 Jahren in der Schweiz lebt, hatte sich zu ihrem persönlichen Schweiz-Jubiläum und aus lauter Freude am Riehener Orchester, in dem sie Kontrabass spielt, ein Werk gewünscht, in welchem ihre niederländische Heimat mit der Schweiz eine musikalische Verbindung eingeht.

Nicht alle Elemente sind so leicht zu erkennen wie der mit Basler Trommel begleitete Wettsteinmarsch, das Wilhelmus-Lied, das als niederländische Nationalhymne dient, oder die typisch niederländischen Glocken. Doch mit einer – etwas ausführlich geratenen – Einführung des Dirigenten, in deren Rahmen das Orchester einige kurze Klangbeispiele gab, erschloss sich das Werk dem zahlreich erschienenen Publikum gut und die Auftraggeberin umarmte den Dirigenten nach der gelungenen Aufführung des Stückes herzlich. Das Orchester hatte bei dem nicht einfach zu spielenden Stück voller musikalischer Versatzstücke ganze Arbeit geleistet.

Mit lieblichen Melodien und wunderschönen Harmonien, begleitet auch von dramatischen Momenten, ging es in Mozarts Jugend-Sinfonie Nr. 25 in g-Moll weiter, die der Komponist mit 17 Jahren geschrieben hatte und die in Milos Formans Kinofilm Amadeus prominent zum Zug gekommen ist, bevor nach der Pause der gros se Höhepunkt des Abends folgte: Antonin Dvořáks Konzert für Violoncello und Orchester in h-Moll.

Der sehr emotional dirigierende Jan Sosinski schaffte es im gut vierzigminütigen zweiten musikalischen Teil des Abends, die Solistin Stéphanie Meyer und die Orchestermitglieder geradezu in Ekstase zu versetzen. Das um einige Mitglieder erweiterte und auch etwas verjüngte Orchester spielte das von Dvořák zum Ende seines Amerikaaufenthaltes 1892–95 geschaffene dreisätzige Werk denn auch sehr gefühlvoll und gab der Cellistineinen perfekten Rahmen für ihr virtuoses Spiel. Der Komponist hatte es seinerzeit lange für unmöglich gehalten, ein Orchesterkonzert mit dem Violoncello als Soloinstrument zu schaffen. Nach anfänglicher Skepsis war er dann aber selbst der Meinung, sein Cello-Konzert übertreffe seine beiden zuvor komponierten Konzerte für Violine beziehungsweise Klavier bei Weitem und beeindruckte auch viele Berufskollegen nachhaltig. Die Solistin Stéphanie Meyer spielte nicht nur virtuos, sondern zeigte in ihrem Spiel auch viel Gefühl und trat mehrmals mit Blicken und Gesten in Dialog mit Jan Sosinski, der ihr bestätigende Signale gab und ihr die emotionale Geborgenheit gab, die es ihr erlaubte, ihr Spiel in perfekter Weise zur Geltung zu bringen. Langer, begeisterter Applaus war der verdiente Lohn für eine vorzügliche Leistung von Solistin und Orchester.

Rolf Spriessler-Brander

Riehener Zeitung vom 30. September 2016

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