philharmonisches orchester riehen


Klangvielfalt und Kraft

Philharmonisches Orchester Riehen bot neues Programm

Eine noch junge Formation ist das Philharmonisches Orchester Riehen. Erst sein drittes Konzertprogramm präsentierte es am Sonntag in der dortigen Dorfkirche. Auf die Fahnen geschrieben hat sich das klassische Amateurorchester, zweimal im Jahr auch unbekanntere Werke zu spielen. Und so eröffnete das Konzert mit Schuberts selten gespielter und beschriebener Ouvertüre in C-Dur "Im italienischen Stil" D 591. Am Übergang zwischen der Wiener Klassik und der Romantik wurde diese expressive, aber über klassische Strukturen komponierte Ouvertüre 1818 das erste Mal aufgeführt. Das Orchester brachte diesen lyrisch-verspielten Früh-Schubert mit seinen Streichern und zarten Bläserstimmen gut zur Geltung.

Carl Maria von Webers Klarinettenkonzert Nr. 1 in f-moll ließ die Vielfalt der möglichen Klangfarben des Instruments zur Geltung kommen. Solist Wenzel Grund gelangen dabei die halsbrecherischen Tonläufe ohne Verlust an samtener Empfindungskraft.

Ludwig van Beethovens späte Sinfonie Nr. 1 in C-Dur, Opus 21 übertraf die beiden ersten Werke an kraftvollem Aufbegehren. Eine unvergleichliche Spannung entstand durch die sich auftürmenden Klangschichten im unschuldig daherkommenden zweiten Satz. Eine Herausforderung für ein so junges Orchester waren hier die spontanen Wechsel in den Stimmungen. Ist doch der erste Satz von zart tragendem Temperament geprägt im Gegensatz zum entschlossenen zweiten, der dritte sprüht vor Heiterkeit, während der vierte sich zu Übermut hinreißen lässt.

Ganz gewiss garantieren die Riehener eiöml;rvergnügen deöml;heren Klasse. Maßgeblich muss man dies dem Dirigenten Brunetto d'Arco anrechnen, der sein Orchester mit großer Disziplin und Aufmerksamkeit für Harmonien anleitet. Egal, ob beim träumerisch-melancholischen Adagio oder der entfesselten Verspieltheit des Rondo Allegretto Webers oder der Beethovenschen Sinfonie in all ihren Erscheinungsformen, Brunetto d'Arco bewies großes Einfühlungsveöl;gen für die Anliegen der Komponisten in ihren Werken. Eine kraftvoll dynamische Unterschrift setzte der Organist der Riehener Dorfkirche und Musiklehrer mit seiner Interprettion unter die Werke.

Tanja Holtze

Badische Zeitung vom 28. September 2005



Konzert: Philharmonisches Orchester Riehen spielte Schubert, Weber und Beethoven

Das Orchester wächst zusammen

Nach dem schwierigen Programm, das sich das Philharmonische Orchester Riehen für seinen zweiten Auftritt im vergangenen April vorgenommen hatte, spielte das vorwiegend aus Hobbymusikerinnen und Hobbymusikern zusammengesetzte Ensemble diesmal Stücke, die das Leitungsvermögen nicht zu sprengen drohten: Franz Schuberts Ouvertüre in C-Dur "im italienischen Stil" (Op. 170, D 591), Carl Maria von Webers Klarinettenkonzert Nr. 1 in f-Moll (Op. 73) und Ludwig van Beethovens Sinfonie Nr. 1 in C-Dur (Op. 21). Und doch handelte es sich wie im Frühling um ein ungewöhnliches, unkonventionelles Programm. Schuberts Ouvertüre in C-Dur wird nur selten gespielt und Beethovens erste Sinfonie ist angesichts der Berühmtheit seiner späten Sinfonien weitgehend unbekannt.

Star des Abends war der Profiklarinettist Wenzel Grund. Der aus Prag stammende Solist, der unter anderem an der Musikschule Riehen unterrichtet, spielte Webers Klarinettenkonzert mit grosser Gestik, viel Gefühl und sichtbarer Freude. Er erntete für seinen Auftritt von den 150 Gästen in der Riehener Dorfkirche am vergangenen Sonntag minutenlangen Applaus.

Auf den Rat von Konzertmeister Jan Sosinski hin, der die erste Geige spielte, schlug das Orchester ein gemächliches Tempo an und folgte nicht dem gegenwärtigen Trend, möglichst schnell zu spielen. Die Besinnung auf die eigenen Fähigkeiten tat dem Orchester sehr gut. Weg waren die Tempounsicherheiten, die sich im April vor allem in Bizets Sinfonie in C-Dur gezeigt hatten. Das Orchester spielte unter der Leitung von Brunetto d'Arco, wie sich Dorfkirche-Organist Bruno Haueter mit Künstlernamen nennt, kompakt und durfte sich auf einen ausgezeichneten Paukisten verlassen, der dem Spiel mit seinen präzisen Einsätzen eine grosse Sicherheit verlieh. "Es gibt immer etwas zu verbessern", bilanzierte Jan Sosinski, "aber mit dem Niveau, das wir in nur eineinhalb Jahren erreicht haben, dürfen wir sehr zufrieden sein." Im Vordergrund stehe für ihn, dass die Orchestermitglieder mit Freude bei der Sache seien. Das war in der Dorfkirche mit Sicherheit der Fall. Die Spielfreude und auch die Konzentration waren im Publikum zu spüren. Das Orchester wächst mehr und mehr zu einer kompakten Einheit zusammen. Der Schlussapplaus war heftig und lange, als Zugabe spielte das Orchester den letzten Satz der Beethoven-Sinfonie nochmals.

Die künstlerische Zusammenarbeit mit Sabine Hertig, die zum zweiten Konzertprogramm eine Bildinstallation beigesteuert hatte, geht weiter. Die junge Kunststudentin, die auch diesmal an der Violine mitpielte, gestaltete das Programmheft auf sehr ansprechende Weise und wurde am öffentlichen Apéro im Meierhof, der dem Konzert folgte, von Orchesterpräsidentin Louise Hugenschmidt speziell geehrt. Nach wie vor ist das Orchester auf der Suche nach interessierten Amateurmusikerinnen und Amateurmusikern. Vor allem bei den Streichinstrumenten wäre Verstärkung sehr willkommen. Interessierte können sich an Louise Hugenschmidt wenden (Telefon 061 601 96 73).

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Rolf Spiessler

Riehener Zeitung vom 30. September 2005

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