philharmonisches orchester riehen
 

Das Philharmonische Orchester Riehen spielte mit Dirigent und Geigen-Solist Jan Sosinski

Was für ein Glücksfall für ein Orchester, wenn der Dirigent von Haus aus Geiger ist und auch mal die Solistenrolle übernehmen kann. In dieser Doppelfunktion war nun Jan Sosinski zu erleben, der seit zehn Jahren den Taktstock beim Philharmonischen Orchester Riehen führt. Beim Jubiläumskonzert im Saal des Landgasthofs Riehen spielte er die Solovioline in Beethovens Romanze F-Dur op. 50 und dirigierte zugleich sein Orchester.

Der polnische Maestro und Violinvirtuose hatte beides souverän im Griff: Den Solopart gestaltete er mit romantisch aufblühendem Ton, schwelgerischem Impetus, kräftiger Bogenführung und auf die klangschöne Entfaltung der melodischen Linie ausgerichtet. In fließender Bewegung wandte er sich dem Orchester zu, animierte die Musiker zu bewegtem, romantischem Klang. So bekam dieses einsätzige Werk Beethovens ein lyrisch-gefühlvolles Klanggepräge. Sosinski zeigte seine Qualitäten als Geiger mit virtuoser Technik und gestalterischem Feingefühl sowie seine Beweglichkeit, sein Temperament, Herzblut und Charme als Dirigent.

Was dieser in Warschau ausgebildete und seit langem im Elsass und der Region Basel wirkende Musiker mit seinem Orchester zu leisten vermag, hörte man in Schuberts großer C-Dur-Sinfonie: ein sinfonisches Gipfelwerk, monumental in der Dimension, in der poetischen Idee, in der Kraft der Melodik. Schumann hatte dieses Riesenwerk von fast einstündiger Aufführungsdauer mit einem "dicken Roman in vier Bänden" verglichen. Es nötigt Respekt und Bewunderung ab, wenn sich ein Amateurorchester dieses Schlüsselwerks der klassisch-romantischen Sinfonik annimmt. Das Philharmonische Orchester Riehen, das sich unter Sosinski zu einem der besten nichtprofessionellen Orchester der Region entwickelt hat, legte eine großartige Interpretation vor, die in Sachen Detailarbeit, Spannungsaufbau, melodischer Intensität und rhythmischem Impuls keinen Vergleich mit Profiorchestern scheuen muss.

Sorgfältig in den Details, stabil im Spannungsbogen

Es ist nicht nur das epische Ausmaß der vier breit dahinströmenden Sätze, die es zu bewältigen gilt, es ist die Fülle an melodischen Einfällen, der Wechsel von lyrisch-melancholischen Episoden und heftigen Ausbrüchen, von weit ausschwingender Melodik, diffiziler Rhythmik und plötzlich auftauchenden Abgründen und Brüchen. Dies in Detailsorgfalt zu beleuchten und den großen Spannungsbogen zu halten, gelang dem Orchester maßstäblich. Da war auch der Dirigierstil von Sosinski gut zu beobachten. Da steht ein Mann am Pult, der Musikalität verkörpert bis in die Fingerspitzen, der seine Musiker in lebhaft-agiler Gestik und präziser Taktstockführung zu Höchstleistungen animiert. Schon die sanglichen Hörnerklänge im Eröffnungssatz, der flexible, bewegte Streicherklang, der punktgenaue Einsatz der Bläser im ausgedehnten Kopfsatz gelangen vortrefflich. Auch der Andante-Satz war fein ausgehorcht, wurde ebenso klangschön wie packend gestaltet. Im rhythmisch vorwärts drängenden Scherzo wurde pointiert gespielt, und im groß dimensionierten Finalsatz mit seinem dynamisch gesteigerten Spannungsaufbau mobilisierte das Orchester noch mal alle Kräfte bis zur strahlenden Schluss-Apotheose. Fulminant, wie das Orchester, in dem auch etliche Musiker aus dem Badischen mitspielen, diese weiträumige Riesen-Sinfonie mit Glanz, Leidenschaft und Kondition meisterte.

Nach diesem sinfonischen Gipfelsturm zum Dirigentenjubiläum wurde Jan Sosinski reich beschenkt mit Ovationen, Blumen, Präsenten und warmem Dank für seinen "Einsatz, Mut, Geduld". Sosinski ist dem Riehener Orchester seit der ersten Stunde verbunden, war zuerst Konzertmeister, bevor er 2007 den Dirigentenstab übernahm. 61 Werke hat er in den zehn Jahren mit dem Liebhaberorchester erarbeitet, darunter Uraufführungen und herausfordernde sinfonische Großwerke, an denen das Orchester stetig gewachsen ist. Was Sosinski wichtig ist am Orchesterklang, konnte man an diesem Abend hören: dass die Musiker nicht einfach nur die Noten spielen, sondern die Musik mit Farben und Emotionen erfüllen.

Roswitha Frey

Die Badische Zeitung vom 4. April 2017


Frühlingskonzert Philharmonisches Orchester feierte Dirigenten und verabschiedete Präsidentin

Mit Schuberts «Grosser» zusammengeschweisst

Das jüngste Konzert des Philharmonischen Orchesters Riehen vom vergangenen Sonntag im Saal des Landgasthofes Riehen war in verschiedener Hinsicht ein ganz besonderes. Es war das letzte unter Präsidentin Louise Hugenschmidt, die das Orchester seit Herbst 2014 präsidiert und nun einerseits kürzertreten möchte und andererseits aus Riehen wegzieht. Es war das Konzert zum 10-Jahr-Jubiläum von Jan Sosinski als Dirigent. Beide wurden nach dem Konzert auf der Bühne kurz geehrt. Und wie um diesen beiden verdienten Mitgliedern eine besondere Freude zu bereiten, hat das Orchester die wohl beste Leistung seiner bisherigen Geschichte abgeliefert. Und das unter nicht ganz einfachen Umständen.

Als die Programmverantwortlichen des Orchesters ihren Wunsch für das diesjährige Frühlingskonzert kundgetan hatten, hatte Jan Sosinski erst einmal leer geschluckt. Die Sinfonie in C-Dur von Franz Schubert, auch «die Grosse» genannt, wird selbst von Profi-Orchestern nur selten aufgeführt. Sosinski hatte zunächst beabsichtigt, aus Rücksicht auf die Orchestermitglieder das Werk etwas langsamer spielen zu lassen. Doch die Begeisterung und Lernfreude waren so gross, dass das gar nicht nötig war.

Gewissermassen in Ehrerweisung an den Dirigenten, der schon am ersten Konzert des Orchesters als Zuzüger mit dabei gewesen war und kurz darauf das Amt des Konzertmeisters übernommen hatte, spielte Jan Sosinski persönlich die Solopartie in Ludwig von Beethovens Romanze für Violine und Orchester in F-Dur, das Schuberts Werk vorangestellt wurde. Sosinski bewies dabei seine Virtuosität und sein unvergleichliches Gespür für Stimmung und Harmonie. Deutlich wurde auch die Passion, mit der er das Orchester führt und begleitet. Während seinen Violine-Einsätzen drehte er sich zum Publikum, dazwischen dirigierte er das Orchester mit viel Umsicht und sichtlicher Begeisterung.

Bei Schuberts C-Dur-Sinfonie, die erst elf Jahre nach dem frühen Tod des Komponisten im März 1839 durch Felix Mendelssohn uraufgeführt worden war, wurde vom ersten Ton an klar, dass das Orchester zu einer für ein Laienorchster schier unglaublichen Einheit gefunden hat. Nach wie vor verstärkt sich das Orchester nicht punktuell mit professionellen Gastmusikern, sondern schöpft aus der Kraft seiner Mitglieder. Und das kommt dem Zusammenspiel zugute.

Noch nie waren die Blechbläser - in den Anfangsjahren ein Schwachpunkt des Orchesters - so gut eingebunden und integriert. Gerade in den tiefen Tonlagen kam dies besonders schön zum Ausdruck. «Das liegt sicher auch daran, dass die Bläser diesmal durchgehend zum Einsatz kamen und die Musiker so auch wirklich bei jeder einzelnen Probe mit dabei waren», erläuterte Louise Hugenschmidt im Gespräch nachdem Konzert. Auf jeden Fall hat das ambitionierte Projekt dem Philhamonischen Orchester Riehen gutgetan, hat es sozusagen noch mehr zusammen geschweisst. Es spielte präzise und konzertriert, aber auch mit spürbarer Freude, es variierte das Tempo gefühlvoll und liess die wunderschönen Melodien und Stimmungen in hervorragender Weise zur Geltung kommen. Ein ausserordentlich gelungener Abend.

Für den Herbst hat das Orchester Händels Ouvertüre zur Wassermusik, Schumanns Klavierkonzert op. 54 a-Moll und Mendelssohn Sommernachtstraum vorgenommen. Als Pianistin wird Orchestermitglied Marret Popp-Liesum auftreten. Gespielt wird am 23. September im Gemeindezentrum Ökolampad in Basel und am 24. September im Landgasthof Riehen

Rolf Spriessler-Brander

Riehener Zeitung vom 7. April 2017

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