philharmonisches orchester riehen


Konzert Philharmonisches Orchester Riehen in der Dorfkirche

Ein Höhepunkt in der Orchestergeschichte

«Es hat sich ein Traum erfüllt», sagte Michael Jäger nach dem Konzert vom vergangenen Sonntag in der Dorfkirche Riehen. Schon oft habe er die zehn Biblischen Lieder von Antonín Dvorák gesungen, aber noch nie mit der Orchesterbegleitung, wie sie Dvo?rák für die ersten fünf Lieder selbst schuf und wie sie später von den tschechischen Komponisten Jarmil Burghauser und Jan Hanus ergänzt worden ist. Ursprünglich schrieb Dvo?rák die Lieder mit Klavierbegleitung. Jäger, der in Zürich Romanistik und Germanistik studiert hat, später längere Zeit in Prag lebte und fliessend Tschechisch spricht, sang die Lieder in der tschechischen Originalversion.

Jede Übersetzung müsse zwangsläufig bei der Setzung der Worte auf die Noten Kompromisse eingehen, so Michael Jäger. Beim Originaltext werde die Harmonie von Text und Musik am deutlichsten, auch für Zuhörer, die die tschechische Sprache nicht verstünden. Vor jedem Lied sprach eine Leserin den deutschen Text vor, sodass sich alle Zuhörenden auf den Text einlassen konnten. Der Liedzyklus beginnt mit Psalm 97 («Rings um den Herrn sind Wolken und Dunkel …»), enthält unter anderen die Psalmen 23 («Gott ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln …») und 137 («An den Wassern von Babilon …») und endet mit Psalm 98 («Singet ein neues Lied …»).

Mit den selten aufgeführten Dvo?rák- Liedern ist dem Philharmonischen Orchester Riehen unter der Leitung von Jan Sosinski, auch dank dem ruhigen, engagierten Gesang von Michael Jäger, ein grosser Wurf gelungen. Zu Beginn hatte das Orchester vier Orchesterstücke von Anton Bruckner gespielt - einen Marsch in d-Moll und drei übungsstücke, die der österreichische Komponist 1862 schuf, als er sich erstmals mit Orchesterwerken beschäftigte.

Nach der Pause erklang mit Beethovens Sinfonie Nummer 4 in B-Dur ein weiteres selten aufgeführtes Werk, das den Musizierenden viel abverlangte. Das Orchester spielte sehr konzentriert und erreichte ein für ein Laienorchester extrem hohes Niveau. In der mittlerweile siebenjährigen Geschichte des Orchesters war das jüngste Konzert ein absoluter Höhepunkt. Entsprechend begeistert fiel nach gut zwei Stunden der Schlussapplaus aus - schade nur, dass die Dorfkirche nicht ganz gefüllt war.

Im nächsten Konzert (24. September) in der Dorfkirche Riehen tritt als Solist der Bettinger Rudolf Duthaler auf (in Lebruns «Konzert für Oboe und Orchester Nr. 2 in g-Moll»). Ausserdem wird das Orchester Mozarts «Kleine Nachtmusik» und Schuberts «Unvollendete » spielen.

Rolf Spriessler-Brander

Riehener Zeitung vom 15. April 2011

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