philharmonisches orchester riehen


Konzert: Das Philharmonisches Orchester Riehen spielte im Dorfsaal

Homogene Streichklänge

Musik von Robert Schumann, Franz Schubert und Felix Mendelssohn zu spielen, war für die Laien, die sich keck und erfrischend selbstbewusst "Philharmonisches Orchester Riehen" nennen, am vergangenen Samstagabend im Dorfsaal eine grosse Herausfordeung. Ein Pauschalurteil diesem Bericht voranstellend ist zu sagen, dass sie diese höchst respektabel meisterten. Ein gleiches Urteil wünscht sich der Schreiber für seinen Bericht denn gewohnt, das Spiel professioneller Musiker zu "bekritteln", ist er im vorliegenden Fall unsicher über den zu wählenden "Ton", weil er weiss, dass die erprobten Massstäbe für dieses Konzert nicht gelten und jedes Lob rasch umschlagen kann in arrogante Herablassung à la: Das haben sie aber prima gemacht, die Laien.

In der Tat: Sie haben es am Samstag abend gut gemacht! Dirigent Brunetto d'Arco (Bruno Haueter) hatte, was zu hören war, gründlich mit ihnen geabeitet. Die Streicher klangen homogen, homogener als die Bläsern und in Schuberts "Unvollendeter" liess die Cellogruppe aufhorchen, ebenso die Solooboe und die Soloklarinette. Hätten die beiden jungen Trompeter sich etwas mehr Zurückhaltung auferlegt, wäre so manches Tuttiforte weniger währschaft geraten. Dass das Orchester sich dynamisch zurücknehmen kann und dann sehr angenehm klingt, zeigte es in Schumanns "Introduction" zum Konzertstück op. 92. Umso stärker explodierte es im Allegro appassionato und machte damit der exzellenten Pianistin Marret Popp das Leben schwer.

Dieses ziemlich grobe Raster wiederholte sich im Klavierkonzert des zwanzigjährigen Mendelssohn, der seine Allegri zwar "con fuoco" und "vivace" gespielt haben will, was dem Orchester auch gelang, nur eben eine Spur zu stark. Einmal mehr bestätigte sich die Tatsache, dass Mendelssohns virtuose Leichtigkeit für Laien schwerer zu spielen ist als zum Beispiel Schuberts "Schwere". Gesamthaft gehört, möchte die Interpretation der "Unvollendeten" einen solideren Eindruck als Mendelssohns Bravourstück. Ausgenommen dessen Andante, in dem das Orchester, speziell die Celli, bewies, dass es aufmerksam und sensibel die Solostimme begleiten kann. In Marret Popp hatte es eine ganz hervorragende Solistin engagiert, deren virtuoses und empfindsames Spiel jederzeit hörenswert war.

Ratschläge soll ein Kritiker nie geben. Für den Fall, dass auch diese Regel eine Ausnahme hat, wäre zu sagen: Wenn das Orchester, insbesondere die Blechbläser, lernt, sein Fortissimo-Spiel klanglich zu bändigen, täte das seiner Spielkultur mit Sicherheit gut. Dass die Riehener Musikfreunde ihr Orchester gerne hören, bewiesen der gute Besuch und der lange Schlussbeifall. Die Zugabe spielte Marret Popp: ein Brahmesches Intermezzo (Es-Dur, op.116) aus den späten 20 Klavierstücken. Schöner, melanchonischer Kehraus.

Nikolaus Cybinski

Riehener Zeitung vom 7. April 2006

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