Titelblatt

Freunde des Orchesters

Wir danken unseren Passiv-, Gönner- und Sponsorenmitgliedern für ihre wertvolle Unterstützung.

Sponsoren

  • Simone und Peter Forcart-Staehelin, Riehen
  • Martin Rudolf, Riehen

Gönner

  • Blumen Breitenstein, Riehen
  • Ganter Streichinstrumente, Riehen
  • Fridolin Hefti-Hahn, Allschwil
  • Dorothea Hertig-Grauer, Riehen
  • Markus Hertig-Grauer, Riehen
  • Anneliese Leicher, Riehen
  • Mechtild Löffler, Riehen
  • Reynold Nicole, Breitenbach
  • Matthias Schweighauser, Riehen
  • Manfred Senn, Witterswil
  • Beat Witzig, E-Geiger, Riehen

Wir danken auch den Inserenten sowie weiteren Unterstützenden, die unerwähnt bleiben möchten.

Werden auch Sie Mitglied der «Freunde des Orchesters». Nähere Informationen hier.

Grusswort der Präsidentin

Liebes Konzertpublikum

Herzlich willkommen zu unseren Herbstkonzerten!

Zur Begrüssung spielen wir für Sie die «Prager Sinfonie» von Wolfgang Amadeus Mozart, ein absolutes Meisterwerk des genialen Komponisten, worüber der Musikwissenschaftler Volker Scherliess schrieb: «Spielerische Grazie und kontrapunktische Arbeit, polyphone Stimmführung und kantable Linie, ‹gelehrter› und ‹galanter› Stil stehen nebeneinander und sind ineinander verwoben – und dies auf eine so organische, natürliche Weise, dass man es kaum beim blossen Hören, sondern erst bei analytischem Betrachten merkt.» Hier erfahren Sie mehr darüber.

Als zweites Werk des heutigen Abends erklingt das Konzert für Cello und Orchester von Edward Elgar. Es entstand nach dem Ersten Weltkrieg, dessen unbeschreiblich deprimierende Eindrücke, sowie auch persönliche Schicksalsschläge des Komponisten zu der überwiegend melancholischen Grundstimmung des Werks führten. Mehr darüber finden Sie hier.

Für den Solopart konnten wir die hervorragende Cellistin Chiara Enderle Samatanga gewinnen: Sie ist Preisträgerin mehrerer internationaler Wettbewerbe, tritt regelmässig als Solistin sowie als Kammermusikerin auf und steht gerade vor ihrem Debüt als Dozentin an der Berner Hochschule der Künste (ihr CV finden Sie hier).

Seit fast einem Jahr geniessen wir nun schon die musikalische Leitung von Manuel Oswald (siehe hier). Sowohl seine gründliche, konzentrierte und musikalisch äusserst inspirierende Probenarbeit als auch seine menschlichen Qualitäten schätzen wir sehr und danken ihm für sein grosses Engagement!).

Nun wünsche ich Ihnen, geschätztes Publikum, einen spannenden, abwechslungsreichen und genussvollen Konzertabend – und bedanke mich für Ihren Besuch!

Katrin Mathieu
Präsidentin des Philharmonischen Orchesters Riehen

Werke

Wolfgang Amadeus Mozart
Wolfgang Amadeus Mozart (1756 – 1791)

Sinfonie Nr. 38 in D-Dur «Prager» KV 504 (Werkbeschreibung)

  • Adagio - Allegro
  • Andante
  • Presto
Edward Elgar
Edward Elgar (1857 – 1934)

Cellokonzert in e-Moll op. 85 (Werkbeschreibung)

  • Adagio - Moderato
  • Lento - Allegro molto
  • Adagio
  • Allegro - Moderato - Allegro, ma non troppo - Poco più lento

Solistin

Chiara Enderle Samatanga

Chiara Enderle Samatanga, von The Strad als «wahrhaft beeindruckende junge Künstlerin» bezeichnet, ist leidenschaftliche Solistin und Kammermusikerin. In eine Musikerfamilie in Zürich geboren, verbrachte Chiara ihre frühe Kindheit auf Konzertreise mit dem Streichquartett ihrer Eltern.

Thomas Grossenbacher in Zürich, Jens Peter Maintz in Berlin und Steven Isserlis gehören zu ihren wichtigsten Cellolehrern.

Chiara ist 1. Preisträgerin des Internationalen Lutoslawski-Cellowettbewerbs in Warschau sowie des Pierre Fournier Awards in London.

Sie tritt regelmässig als Solistin mit namhaften Orchestern wie dem Philharmonia Orchestra (London), der Kammerphilharmonie Potsdam, dem Tonhalle-Orchester Zürich, dem Beethoven-Orchester Bonn, dem Frankfurter Opern- und Museumsorchester, der Israel Camerata Jerusalem, dem Luzerner Sinfonieorchester sowie dem Musikkollegium Winterthur auf. Kürzlich vergangene Solo-Auftritte spielte Chiara mit dem Sinfonieorchester St. Gallen, der Südwestdeutschen Philharmonie Konstanz sowie im Sommer 2023 mit dem Collegium Musicum Basel bei Murten Classics.

Chiaras erste CD als Solistin mit dem Münchner Kammerorchester erschien 2016 bei Sony und ihre zweite Aufnahme, eine Einspielung der Werke von Ernest Bloch, kam 2017 auf den Markt.

Seit 2018 ist sie Cellistin des renommierten Carmina Quartetts, mit dem sie neben ihren solistischen Auftritten eine aktive Konzertkarriere verfolgt.

Ab Herbst 2023 leitet sie ausserdem eine Celloklasse als Dozentin an der Hochschule der Künste Bern.

Als Ergänzung zu ihren musikalischen Aktivitäten studiert Chiara Psychologie auf der Masterstufe und verfolgt ein grosses Interesse für Überschneidungen dieses Fachgebiets mit der Musikwelt. Sie lebt mit ihrem Mann und zwei Kindern in Zürich und wann immer möglich auch in Harare, Zimbabwe.

Musikalische Leitung

Dirigent: Manuel Oswald

Manuel Oswald ist Dirigent des Stadtorchesters Luzern, des Baarer Kammerorchesters, des Orchestervereins Nidwalden und des Philharmonischen Orchesters Riehen. Neben seiner regen Dirigententätigkeit hat Manuel Oswald die künstlerische Co-Leitung der Kammermusiktage Monuments Musicaux (momu) in Basel inne.

Bis 2021 war die Kammermusik sein Haupttätigkeitsfeld, und er hat eine erfolgreiche Karriere hinter sich, die ihn durch die ganze Welt führte. Der Preisträger bedeutender internationaler Streichquartettwettbewerbe wie dem ARD-Wettbewerb in München erhielt seine Ausbildung unter anderem bei Rainer Schmidt (Violine) und dem Hagen Quartett (Streichquartett). Er war Gastdozent für Kammermusik an der Musikhochschule Luzern und hatte einen Lehrauftrag für Streichquartett an der Hochschule für Musik Basel (FHNW).

Seit 2021 ist er hauptberuflich als Dirigent tätig und hat einen Master of Advanced Studies an der Zürcher Hochschule der Künste bei Prof. Johannes Schlaefli abgeschlossen.

Konzertmeisterin: Brigitte Kassubek

Brigitte Kassubek, aufgewachsen im Wiesental, begann das Geigenspiel mit 8 Jahren. In ihrer Jugend errang sie beim Wettbewerb «Jugend musiziert» zahlreiche Preise auf regionaler und Landesebene. Sie war jahrelanges Mitglied im Landesjugendorchester Baden-Württemberg und nahm regelmäßig an Meisterkursen teil. Liessen sich während der Schulzeit ihre Leidenschaft für die Musik und ihr Interesse an Mathematik gut kombinieren, musste sie sich nach dem Abitur für einen beruflichen Weg entscheiden. Sie begann zunächst ein Violinstudium an der Musikhochschule Mannheim bei Valery Gradow, entschied sich dann aber doch zum Wechsel zu einem Mathematik- und Physikstudium in Freiburg i. Br. Während dieser Zeit war sie Konzertmeisterin im Akademischen Orchester Freiburg. Heute lebt sie mit ihrer Familie in Rheinfelden (D), arbeitet als Mathematik- und Physiklehrerin am dortigen Gymnasium. Seit 2009 spielt sie im Philharmonischen Orchester Riehen, wo sie im 2011 zur Konzertmeisterin gewählt wurde. Als «rechte Hand» des Dirigenten wirkt sie als grosse Zugkraft für das ganze Orchester. Daneben spielt sie immer wieder auch in Projekten mit Profi-Ensembles und macht regelmäßig Kammermusik.

Bläserchef: Alexander Sloendregt

Ab 7 Jahren genoss Alexander Sloendregt Klavierunterricht, später folgten Fagott und Orgel. Er studierte in Bern Klavier, zudem besuchte er Lehrgänge in Blasmusikdirektion, Filmmusik und Orchesterkomposition. Viele Jahre arbeitete er freiberuflich als Klavier- und Musiktheorielehrer, Korrepetitor, Komponist und Verleger. Heute ist Sloendregt hauptberuflich als Lokomotivführer tätig und wohnt in Dornach. Das Philharmonische Orchester Riehen, in dem Sloendregt seit 2010 als Fagottist mitwirkt und seit etlichen Jahren kompetent und erfolgreich die Bläserproben leitet, hat mit Lebensbilder, Wilhelmus & Helvetia, Elegie und Farewell bereits einige seiner Kompositionen zur Uraufführung gebracht.

Die Werke

Wolfgang Amadeus Mozart: Sinfonie Nr. 38 in D-Dur «Prager» KV 504

Ist die Rede von Mozarts Musik, so denken die meisten wahrscheinlich nicht zuerst an seine Sinfonien, und wenn, dann am ehesten an die grossen wie die «Jupiter»- oder die «grosse» g-Moll-Sinfonie. Dabei beschäftigte sich Mozart schon als knapp 9-Jähriger mit der Sinfoniekomposition, zu einer Zeit, als die Gattung in voller Blüte stand und sich von der Neapolitanischen Oper emanzipierte, der sie noch bis ins späte 18. Jahrhundert als «Sinfonia» oder Ouvertüre vorangestellt wurde. Die Sinfonie war vor allem im italienischen Sprachraum noch keine deutlich definierte Gattung, sondern ein Sammelbegriff für verschiedene Instrumentalmusiken. Erst mit der Zeit entwickelte sich die Sinfonie zu einer Gattung, bei der auch Kenner auf ihre Kosten kamen und der Künstler sich selbst darstellen konnte.

Lange Zeit wurden Sinfonien aber im Auftrag für bestimmte Anlässe komponiert oder wenn eine Aufführung in Aussicht stand. So handhabte es auch Mozart, der u.a. Konzerte (z.B. in der Akademie) oder Reisen als Anlass nahm, Sinfonien zu schreiben. Die Gattung stand jedoch nicht im Zentrum seines kompositorischen Schaffens, und seine sinfonischen Werke waren wesentlich weniger bekannt als diejenigen Haydns und breiteten sich erst in den Konzertsälen aus, als längst Beethoven das Modell geworden war. Noch heute werden eher selten Sinfonien von Mozart aufgeführt – abgesehen von den späteren grossen. Dazu gehört neben dem Tryptichon der drei letzten auch die Sinfonie Nr. 38, die am 19. Januar 1787 während eines Prag-Aufenthalts uraufgeführt wurde. Dass sie eigens für die Stadt geschrieben wurde, ist eher unwahrscheinlich, klar aber ist, dass sie bald zu einem Lieblingswerk des treuen Prager Publikums wurde und so ihren Beinamen erhielt.

Betrachtet man den äusseren Aufbau des Werkes, fällt auf, dass das Menuett fehlt. Über die Gründe für das Zurückgreifen auf die alte dreisätzige Form gibt es etliche Spekulationen: Zeitmangel, Stilfremdheit im Zusammenhang mit den anderen Sätzen oder eine trübe Gemütsverfassung des Komponisten sind nur einige davon. Dennoch ist die Sinfonie gross angelegt und kann sich in puncto Gewichtigkeit und kompositionstechnischer Meisterschaft mühelos mit den drei letzten von 1788 messen.

Der erste Satz beginnt mit einer Adagio-Einleitung, die mit 36 Takten Mozarts längste sinfonische Introduktion ist, und offenbart eine fesselnde, kontrastreiche Tonsprache, die sich durch das ganze Werk zieht: forte und piano, Dur und Moll wechseln sich ab, harmonische Spannungen werden aufgebaut und gelöst, markante Akzente stehen kantablen Linien gegenüber – Dramatik und Heiterkeit liegen wie in einer Opera buffa dicht beieinander. Im Allegro präsentieren die Streicher das erste 6-taktige Motiv zunächst synkopisch und unisono, dann an die Zauberflöten-Ouvertüre erinnernd, daraufhin folgen die Bläser gleichzeitig mit einem Fanfarenmotiv sowie einem Oktavsprung und absteigender Tonleiter.

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In der Durchführung erklingt nur das obere Motiv, wird anfangs kanonisch geführt, danach mit verschiedenen Stimmen kontrapunktiert und durch verschiedene Modulationen hindurchgeführt, bevor die Reprise folgt. Mozarts Beherrschung dieser vielschichtigen, ausgeklügelten Kompositionstechnik, seine Fähigkeit, Gegensätze ganz selbstverständlich miteinander zu verbinden, wurde von der Fachwelt mit Begeisterung überschüttet und der Satz zuweilen als Mozarts «grossartigster symphonischer Satz» angesehen.

Der langsame Satz, ein Andante, beginnt sehr pastoral und lyrisch, präsentiert aber schon nach zehn Takten die allgegenwärtige Kontrapunktik, indem die Staccato-Achtel der 1. Violinen von den Kontrabässen kanonisiert werden. Beides, Gesanglichkeit und Polyphonie, zieht sich, verpackt in reiche Harmonik und mit emotionaler Tiefe, durch den restlichen Satz. In den letzten Takten dann wird ein Bogen zum Beginn geschlagen: das Achtel-Motiv erklingt noch dreimal, zunächst in den 1. Violinen, die es an die ersten Holzbläser weitergeben, bevor es mit den Unisono-Streichern im pianissimo verklingt.

Der Finalsatz, das Presto, fand seinen Anfang bereits im Frühjahr 1786 – zeitgleich zu Mozarts Arbeit an den letzten beiden Akten des Figaro. So verwundert es nicht, dass es zwischen Sinfonie und Oper Parallelen gibt, nämlich zwischen dem Hauptmotiv (T. 1-2) ersterer und dem Duettino von Susanna und Cherubino aus dem zweiten Akt («Aprite, presto, aprite»).

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Anders als im Duettino wird das Motiv in der Sinfonie natürlich weiterentwickelt, der hektische Charakter ist aber beiden gemeinsam. Von Anfang an besteht durch die Imitation der drei ersten Achtel ein kontrapunktisches Element; gleichzeitig entsteht durch die Synkopen der 1. Violinen eine Spannung zwischen den Streichergruppen – beides werden Sie im Laufe des Satzes immer wieder heraushören.

Die Prager Sinfonie ist Beispiel für Mozarts Tonsprache, die eine satztechnisch strenge Arbeit mit spielender Grazie verbindet, also gegensätzliche musikalische Charaktere und Stilmittel. Hinzu kommt eine raffinierte Orchestrierung mit verschiedenen Klangkombinationen und häufigem Wechsel zwischen Streichern und Holzbläsern. So wich Mozart durchaus von den damaligen sinfonischen Konventionen ab, was Anlass für so manche Kritik war. So bezeichnete der Schweizer Musikpädagoge H. G. Nägeli ihn als «unreinen Instrumental-Componist[en]», dessen Ideenreichtum und Genie zwar ungeheuer gross gewesen sei, aber Gegensätze lediglich um des Kontrastes willen verbunden habe. Natürlich ist zu bedenken, dass Nägeli wie zahlreiche andere Kritiker nach den strikten ästhetischen Kriterien ihrer Zeit urteilten, denn neben den Spätwerken von Haydn hat Mozart die Gattung Sinfonie zu einem persönlichen Ausdrucksmittel gemacht, wie es sonst vornehmlich die Streichquartette waren.

Sabine Hebeisen

Quellen:

  • Brügge, Joachim u. Claudia Knsipel (Hg.): Mozarts Orchesterwerke und Konzerte. Das Handbuch. Laaber 2007.
  • Einstein, Alfred: Mozart. Sein Charakter, sein Werk. Zürich/Stuttgart 1953.
  • Leopold, Silke: Mozart Handbuch. Kassel 2005.

Edward Elgar: Cellokonzert in e-Moll op. 85

Es gibt zwei Cellokonzerte, die mehr als alle anderen gespielt werden. Das eine ist von Antonin Dvorak, voller Melodien und eine grosse Bandbreite von Emotionen darstellend. Das andere ist Elgars Konzert, introspektiv und, gemäss Ernest Newmans Kritik nach der Uraufführung, von einer Einfachheit, der eine tiefe Weisheit und Schönheit zugrunde liegt. In dieser Hinsicht unterscheidet es sich von Elgars übrigen Werken, die beherzter und selbstbewusster wirken. Dennoch trägt es eine grosse Fülle von Emotionen in sich, die, wenn auch deutlich spürbar, mehrheitlich unter der Oberfläche bleiben und nur in kleinen Momenten komplett ausbrechen. Betrachtet man das Werk im Kontext der damaligen politischen Situation in Europa – das Werk ist 1919, nicht lange nach dem Ende des Ersten Weltkriegs, entstanden – und Elgars Biografie, so wird schnell klar, dass Elgars Schaffen davon beeinflusst wurde.

Seine bekanntesten Werke schrieb Elgar zwischen 1899, als er mit den Enigma-Variationen den Durchbruch schaffte, und 1919, und erreichte um 1909 mit dem Violinkonzert den Höhepunkt seiner Popularität, die er anfangs eher dem deutschen als dem englischen Publikum zu verdanken hatte. Oft (und vielleicht vorschnell) als vulgärer, chauvinistischer «Jingo» (etwa: Hurra-Patriot) und kruder, unreflektierter Imperialist bezeichnet, war Elgar eine vielschichtigere und komplexere Person, als es auf den ersten Blick scheint, fühlte sich sehr zur kosmopolitischen Kultur und Musik des Kontinents hingezogen und wollte seinen eigenen unverwechselbaren Beitrag zu dieser leisten. Seine Bestürzung über den Krieg war entsprechend gross, brachte dieser doch die guten deutsch-britischen Beziehungen zum Erliegen, und beeinträchtigte angesichts des schrecklichen Blutbads seinen Schaffenswillen erheblich. Ab Mitte 1918, wenige Monate nach einer für sein Alter nicht ungefährlichen Mandeloperation, komponierte Elgar innerhalb rund eines Jahres vier seiner besten Werke, notabene die letzten bedeutenden Werke seiner Karriere: die Violinsonate, das Streichquartett, das Klavierquintett und das Cellokonzert, deren aller Tonsprache viel intimer und nicht grossspurig ist wie die der Werke vor dem Krieg.

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Der erste Satz beginnt quasi mitten im Geschehen, mit einer rezitativartigen Einleitung des Solo-Cellos, die gleich darauf von Klarinetten, Fagotten und Horn wiederholt und besänftigt wird, bevor die Bratschen das klagende Hauptthema vorstellen, dessen spürbare Pein im Wechsel zwischen Solo-Instrument und Orchester stetig an Intensität zunimmt, bevor nach einer kurzen Beruhigung der Mittelteil folgt, melancholisch und wehmütig, aber mit verhalten hoffnungsvollen Abschnitten, in denen das Thema in E-Dur erklingt. Nach einer kurzen Rückkehr des Hauptthemas endet der Satz leise mit einer Folge von Pizzicati, die nahtlos in den zweiten Satz überleiten.

Hier greift das Solo-Cello den Beginn des ersten Satzes wieder auf, was aber in einem kurzen, aber heftigen Ausbruch endet. Es folgen, unterbrochen von einer Art Kadenz, mehrere Versuche, ein fröhlicheres Thema vorzustellen, was aber nicht so recht gelingen mag. Dann aber rast das Cello mit Elan davon und führt mit nur stellenweise unterbrochenen Sechzehntelketten durch den übermütigen Satz. Dabei wird es, mehr noch als im ersten Satz, spärlich und so gut wie nie vom ganzen Orchester begleitet, sondern immer nur von einzelnen Registern, andere tauchen dazwischen mit kurzen Motiven auf und verschwinden wieder.

Der dritte Satz bildet im Gegensatz dazu einen Ruhepol zwischen dem dritten und vierten Satz. Mit seiner elegischen, kontemplativen Melodie, fast immer vom flächigen Orchesterklang begleitet, erinnert er an ein «Lied ohne Worte»; es ist, als stünde die Zeit still. In diesen nur 60 Takten vermag es Elgar, tiefen Gefühlen Ausdruck zu verleihen – der Trauer und dem Schmerz, die der Krieg hinterlassen hat, der Wehmut und Nostalgie in Gedanken an verlorene, «bessere» Zeiten.

Das Finale ist der umfangreichste Satz des Konzertes. In einer kurzen, schnellen Einleitung greift das Orchester das Thema vor, welches danach vom Solo-Cello vorgestellt und nach einem rezitativartigen Teil mit Kadenz vom Tutti ‘nobilmente’ aufgegriffen wird.

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Schnell ist es mit der Einheit aber vorbei, das Cello führt ein zweites Thema ein, wodurch die einzelnen Register des Orchesters wieder auf sich selbst gestellt sind. Schnelle Läufe des Solo-Instruments werden von lyrischen Linien in den Streichern begleitet, mit kurzen Einwürfen der Bläser gespickt, was eine gewisse Unruhe verursacht, aber gleichzeitig an den schelmischen Charakter des zweiten Satzes erinnert. Der Unruhe folgt ein ergreifendes Lamento, an dessen Ende Elgar Reminiszenzen an das Adagio und das Anfangs-Rezitativ des ersten Satzes vornimmt, bevor er das Werk mit dem akzelerierten Final-Thema zu einem beinahe überstürzten Ende treibt.

Sabine Hebeisen

Quellen:

  • Kennedy, Declan: Elgar Cello Concerto in E minor, op. 85 (via Wikipedia-Artikel “Edward Elgar”, de)
  • Kenyon, Nicholas (Hg.): Elgar. An Anniversary Portrait. London/New York 2007
  • www.elgar.org

Das Orchester

Das Philharmonische Orchester Riehen ist eines der jüngsten in der Region: Es wurde im März 2004 gegründet. Als erster Dirigent wirkte Bruno Haueter, Organist und Gründervater des Orchesters. Er gab im Herbst 2006 den Taktstock an den Geiger Jan Sosinski weiter, unter dessen Führung das Amateurorchester eine erstaunliche Klangqualität und ausgeprägten musikalischen Ausdruck entwickelte. Sosinski ging Ende September 2022 in den Ruhestand und anfangs Oktober 2022 übernahm Manuel Oswald die musikalische Leitung. Ursprünglich ebenfalls Geiger, widmet er sich seit 2021 ausschliesslich dem Dirigieren.

Pro Jahr werden zwei Programme erarbeitet und jeweils in zwei Konzerten in Riehen und der Region aufgeführt. Immer wieder betritt das Riehener Orchester neue Wege, indem es den Rahmen von traditionell klassischen Konzerten verlässt und Neues wagt: Im Herbst 2010 Uraufführung des Konzerts für Marimba und Orchester mit Edith Habraken (Komponist Markus Götz); 2013 Cross-over mit dem Thomas Moeckel Jazz Quartett. Mit Lebensbilder, Wilhelmus & Helvetia, Elegie und Farewell vier Uraufführungen des Komponisten und Orchestermitglieds Alexander Sloendregt. Das Philharmonische Orchester hat für sein grosses musikalisches Engagement den Kulturpreis der Gemeinde Riehen 2014 erhalten.

Die Mitwirkenden

Violine I

  • Brigitte Kassubek
  • Andrea Allmendinger
  • Valentin Amrhein
  • Gérard Gsegner
  • Sabine Hertig
  • Marret Popp-Liesum
  • Meike Ramm
  • Janna Scheipers
  • Gabrielle Schmid-Imhoff
  • Angelika Schreiber

Violine II

  • Vincent Providoli
  • Helmut Bauckner
  • Frauke Clotz
  • Nino di Lorenzo
  • Stephanie Gruson
  • Aaron Hohenfeld
  • Katrin Mathieu
  • Helen Oxley
  • Astrid Pappenberger
  • Héloïse Veintimilla
  • Bettina von Lerber

Viola

  • Julia Richter
  • Madeleine Hirt
  • Angela Hofmann
  • Cornelia Kneser
  • Giuseppe Lisa
  • Annemarie Pfleghaar
  • Gabriela Puls
  • Johannes Ranke
  • Anna Ross

Violoncello

  • Chantal Langlotz
  • Désirée Eberhardt
  • Claudine Gsegner
  • Sabine Hefti
  • Sietske Heyn
  • Elisa Puls
  • Agnes Vonarburg

Kontrabass

  • Nina Walcher
  • Aliaksei Chvarkou
  • Sonja Sloendregt
  • Louise Vorster

Flöte

  • Ezequiel Brizuela
  • Diane Walbert-Fischer

Oboe

  • Nicolas Galle
  • Sabine Petris

Klarinette

  • Sabine Hebeisen
  • Alexander Michel

Fagott

  • Benjamin Gallinet
  • Alexander Sloendregt

Horn

  • Klaus Heyoppe
  • Micha Lewedei
  • Lorenz Liesum
  • Martin Wieligmann

Trompete

  • Markus Hasselblatt
  • Patrick Wyss

Posaune

  • Gergő Donáth
  • Noah Hohenfeld
  • Sergei Yemelyanenkov

Tuba

  • Chengyu Sun

Pauke

  • Yuriko Hänni Sekiguchi

Werden Sie Mitglied

Aktiv Mitwirkende

Wenn Sie musizieren und bei uns mitwirken möchten, freuen wir uns über Ihre Kontaktaufnahme. Auf der Homepage www.phil-orchester-riehen.ch finden Sie alle Informationen (Über uns > Proben; Konzerte > Vorschau). Oder nehmen Sie mit uns direkt Kontakt auf: info@phil-orchester-riehen.ch

Freunde des Orchesters

Auch freuen wir uns, wenn Sie unser Orchester als Sponsoren-, Gönner- oder Passivmitglied unterstützen:

  • Sponsorenmitglied: Jahresbeitrag ab Fr. 250.–
    (pro Konzertprogramm zwei Freikarten)
  • Gönnermitglied: Jahresbeitrag Fr. 100.–
    (pro Konzertprogramm eine Freikarte)
  • Passivmitglied: Jahresbeitrag Fr. 30.–

Gönner- und Sponsorenmitglieder erwähnen wir auf Wunsch im Programmheft. Somit geniessen vor allem Firmen auch eine Werbewirksamkeit (siehe hier).

Ihre Anmeldung nehmen wir gerne schriftlich entgegen:

Katrin Mathieu, Morystrasse 34, 4125 Riehen
Email: mitglieder@phil-orchester-riehen.ch

Auch einmalige Spenden sind sehr willkommen: entweder direkt auf unser Bankkonto bei der Basler Kantonalbank IBAN CH35 0077 0016 0417 0327 5 oder mit Twint

Herzlichen Dank!

Möchten Sie auch in Zukunft über die Aktivitäten des POR im Jahresverlauf informiert werden? Auf unserer Homepage können Sie sich für unseren Newsletter anmelden: www.phil-orchester-riehen.ch

Unsere nächsten Konzerte

Frühjahr 2024
  • Samstag 16. März 19:00 – Basel, Pauluskirche
  • Sonntag 17. März 17:00 – Riehen, Landgasthof
  • Tschaikowsky: Sinfonie Nr. 5 in e-Moll op. 54
Herbst 2024
  • Samstag 21. September 19:00 – Basel, Don Bosco
  • Sonntag 22. September 17:00 – Riehen, Sankt Franziskus Kirche
  • Dvorak: Sinfonie Nr. 8 G-Dur op. 88
  • Gipps: Hornkonzert op. 58
    Solist: nn