philharmonisches orchester riehen


Konzert Malwina Sosnowska und das Philharmonisches Orchester Riehen in der Dorfkirche

Heimspiel für Sosnowka

In der gut gefüllten Dorfkirche erhob sich am vergangenen Samstag kurz vor halb zehn Uhr abends minutenlanger, tosender Applaus. Soeben hatten die 21-jährige Geigerin Malwina Sosnowska und das Philharmonische Orchester Riehen ihren Vortrag des Violinkonzerts in D-Dur (opus 61) von Ludwig van Beethoven beendet. Das für seine Gattung wegweisende Werk, 1806 vom damals 36-jährigen Komponisten offenbar innerhalb eines einzigen Monats geschrieben, bot der aktuellen Riehener Kulturpreisträgerin ein ideales Podium. Kurz vor ihrer Abreise in die USA, wo sie für mindestens ein Jahr am "Curtis Institute of Music" in Philadelphia studieren wird, begeisterte sie ihr Publikum, darunter viele Freunde und Bekannte.

Zu Beginn der Proben sei sie mit sich nicht so zufrieden gewesen und im Vorfeld des Konzertes habe sie grosse Nervosität gespürt, weil sie das Werk erstmals öffentlich gespielt habe, sagte Malwina Sosnowska nach dem Konzert. Nach aussen wirkte die Tochter einer polnischen Musikerfamilie freilich unbeschwert und natürlich, sie liess ihren Gefühlen freien Lauf und spielte nicht nur präzis, sondern auch mit viel Gefühl und Ausdruck. Dass sie sich dabei wie ein normales Orchestermitglied gab und keinerlei Allüren spüren liess, macht einen Teil ihrer Faszination aus. Und die Art und Weise, wie sie als Zugabe zwei Bachsonaten solo in unheimlichem Tempo zum Besten gab, brachte die Zuhörerinnen und Zuhörer vollends aus dem Häuschen.

Dass die Geigerin derart gut zur Geltung kam, lag auch am Philharmonischen Orchester Riehen, das sich unter der Leitung des Dirigenten "Brunetto d'Arco", wie sich der Riehener Dorforganist Bruno Haueter mit Künstlernamen zu nennen pflegt, und des Konzertmeisters Jan Sosinski, der im Orchester als erster Geiger selber mitspielt, gegenüber den ersten Programmen gewaltig gesteigert hat. Auch die ersten Programme des jungen Orchesters waren insgesamt gelungen, zuweilen hatten sich die Musikerinnen und Musiker aber fast etwas zu viel zugemutet. Im Tempo und in der Präzision waren sie in vergangenen Konzerten nicht immer ganz auf der Höhe der teils sehr anspruchsvollen Aufgaben gewesen. Der jüngste Vortrag in der Dorfkirche aber war nicht nur für ein Laienorchester, das sich zu einem grossen Teil aus reinen Hobbymusikerinnen und -musikern zusammensetzt, allererste Sahne.

Im ersten Teil des Konzerts hatte das Orchester noch ohne Solistin Robert Schumanns unvollendete "Sinfonie in G-moll" ("Zwickauer") gespielt. Das "Allegro molto", das Schurnann als 22-Jähriger schrieb, wurde 1832 in seiner Geburtsstadt Zwickau uraufgeführt. Das Orchester überzeugte ganz besonders in den leisen Passagen und meisterte die Teils sehr schwierigen Einsätze bravourös.

"Schwjetnie!" - "hervorragend" - schwärmte der Pole Jan Sosinski in seiner Muttersprache immer wieder, als er am anschliessenden Apéro im Meierhof mit den Gästen sprach. Der Schalk sprach aus seinen Augen und wohl auch ein wenig Stolz, hat er doch den wohl entscheidenden Anstoss gegeben. dass es überhaupt zur Zusammenarbeit des Orchesters mit der aufstrebenden Solistin gekommen ist, die bereits mit dem Basler Sinfonieorchester als Solistin auf Konzerttournée war und 2002 und 2004 am Wettbewerb "Schweizer Jugend und Musik" Auszeichnungen und Spezialpreise gewann. "Es ist unglaublich! Diese Leute arbeiten den ganzen Tag, kommen dann zum Musik spielen und machen das so gut", betonte Sosinski. In dieser Form ist das Orchester nicht nur für Riehen eine Bereicherung des Kulturlebens. Am Sonntag folgte ein zweiter Auftritt mit identischem Programm in der Martinskirche in Basel.

Rolf Spriessler

Riehener Zeitung vom 30. September 2006

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